2023: Fast drei Viertel der Adoptivkinder von eigenen Stiefmüttern oder -vätern angenommen (2024)

Pressemitteilung Nr. 310 vom 14. August 2024

  • Zahl der Adoptionen auf neuem Tiefstand (3601Fälle), aber Anteil der Stiefkindadoptionen auf neuem Höchststand (73%)
  • Kinder waren bei der Adoption im Schnitt 5,5Jahre alt
  • Stiefmütter adoptierten überwiegend Kleinkinder, Stiefväter am häufigsten Teenager
  • Etwa ein Viertel (24%) der Kinder wurde von Paaren angenommen, in 3% aller Fälle waren die Paare gleichgeschlechtlich

WIESBADEN – Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 3601Kinder adoptiert. Während die Zahl der Adoptionen auf den bislang tiefsten Stand seit der deutschen Vereinigung gesunken ist, hat der Anteil der Stiefkindadoptionen dabei einen neuen Höchststand erreicht. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, wurden fast drei Viertel (73%) der Kinder von den eigenen Stiefmüttern oder -vätern angenommen, also den (neuen) Partnerinnen oder Partnern der rechtlichen Elternteile. Etwa ein weiteres Viertel der Kinder (24%) wurde von verschieden- oder gleichgeschlechtlichen Paaren adoptiert und 3% von sonstigen verwandten oder nicht-verwandten Einzelpersonen.

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Im Jahr 2023 ist die Zahl der Adoptionen in Deutschland damit im Vergleich zum Vorjahr um 6% (-219Fälle) auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Zeitreihe gesunken. Gleichzeitig war der Anteil der Stiefkindadoptionen von 2022 auf 2023 um 4Prozentpunkte auf den - ebenfalls historischen - Höchststand von 73% gestiegen.

Kinder waren bei der Adoption im Schnitt 5,5Jahre alt

Das durchschnittliche Alter der Kinder lag zum Zeitpunkt der Adoption bei 5,5Jahren, wobei Mädchen im Schnitt etwas älter (5,7Jahre) als Jungen (5,3Jahre) waren. Mit 73% wuchs die Mehrheit der Kinder vor der Adoption bei einem leiblichen Elternteil mit Stiefelternteil auf, 9% wurden aus dem Krankenhaus und weitere 8 % aus einer Pflegefamilie heraus adoptiert. In 3% der Fälle schloss die Adoption an eine anonyme Geburt oder die Abgabe über eine Babyklappe und in 2% an eine Heimerziehung an. Insgesamt 8 % der Kinder besaßen vor der Adoption keinen deutschen Pass, wobei nur 1,7% beziehungsweise 62Kinder aus dem Ausland angenommen wurden – am häufigsten aus Haiti und Thailand (jeweils 15Kinder).

Stiefmütter adoptierten vor allem Kleinkinder, Stiefväter dagegen am häufigsten Teenager

Stiefmütter hatten 2023 etwas häufiger Kinder angenommen (40%) als Stiefväter (33%). Dabei fällt auf: In rund neun von zehn Fällen haben die Stiefmütter Säuglinge oder Kleinkinder unter 3 Jahren adoptiert. Stiefväter nahmen dagegen am häufigsten Teenager an; in etwa jedem zweiten Fall waren die Kinder hier bereits über 12Jahre. Auch das Durchschnittsalter der Kinder betrug bei den Adoptionen durch Stiefmütter nur 2Jahre, während es bei Stiefvätern mit 11,4Jahren um ein Vielfaches darüber lag.

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Bei den Adoptionen durch Stiefmütter handelte es sich in 78 % der Fälle um Frauen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, die keine Angaben zum Kindsvater gemacht haben. An den Adoptionen insgesamt machten diese Fälle einen Anteil von 31 % aus. Nach aktueller Gesetzeslage kann die Partnerin, die das Kind nicht geboren hat, die Rechtsstellung eines leiblichen Elternteils nur über eine Stiefkindadoption erlangen (§§ 1591, 1592, 1741, 1766a BGB).

Etwa jede vierte Adoption durch verschieden- oder gleichgeschlechtliche Paare

Etwa jedes vierte Adoptivkind (24 %) wurde 2023 gemeinsam von einem Paar angenommen. In 21% aller Fälle war das Elternpaar verschieden- und in 3% gleichgeschlechtlich. Kinder, die von gleichgeschlechtlichen Paaren adoptiert wurden, waren mit durchschnittlich 2,7Jahren etwas jünger als bei verschiedengeschlechtlichen Paaren (3,4Jahre). Dabei überwogen unter den gleichgeschlechtlichen Paaren mit einem Verhältnis von 69:31 die männlich-männlichen Paare. Während die rein männlichen Paare etwas häufiger Jungen als Mädchen adoptiert hatten (Jungenanteil: 57%), war es bei den rein weiblichen Paaren umgekehrt (Mädchenanteil: 58%).

Fremdadoptionen und Adoptionsbewerbungen ebenfalls auf neuem Tiefstand

Trotz der Entwicklungen rund um die Stiefkindadoptionen liegt die Gesamtzahl der Adoptionen seit 2009 relativ stabil auf niedrigem Niveau zwischen etwa 3600 und 4000Fällen mit zuletzt jedoch abnehmender Tendenz. Ein Grund dafür ist der Rückgang der „klassischen“ Fremdadoptionen, also der Adoptionen durch Personen, die weder Stiefeltern noch Verwandte des Kindes sind: 2023 sind die Fremdadoptionen mit 837 Fällen ebenfalls auf einen neuen Tiefstand gesunken. Das Gleiche gilt für die Adoptionsbewerbungen mit 4007Fällen. Die Zahl der für eine Adoption vorgemerkten Kinder schwankt dagegen seit etwa zehn Jahren nur leicht zwischen rund 740 und 920 und lag im Jahr 2023 bei 902 Kindern. Rechnerisch standen 2023 damit jedem vorgemerkten Adoptivkind vier potenzielle Adoptivfamilien gegenüber.

Methodische Hinweise:

Die Statistik erfasst die Zahl der im Berichtsjahr neu hinzugekommenen Adoptionen von unter 18-jährigen Kindern oder Jugendlichen. Bei der Berechnung der potenziellen Adoptivfamilien je Kind werden internationale Adoptionen ausgeklammert. In den Jahren 2022/2023 wurde die Statistik überarbeitet und um 20 neue Merkmale erweitert, unter anderem zum familialen Hintergrund, internationalen Adoptionen, Adoptionen durch Pflegefamilien und dem Adoptionsverfahren. Informationen zur Methodik und Qualität enthält der neue Qualitätsbericht.

Weitere Informationen

Ausführliche Ergebnisse der Adoptionsstatistik 2023 stehen in der Datenbank GENESIS-Online unter „Adoptierte Kinder und Jugendliche“ (Suchcode: 22521), darunter nach Bundesländern in Tabelle 22521-0020, und in den Online-Tabellen bereit. Einen Überblick über sämtliche Ergebnisse zu den adoptierten Kindern enthält der neue Statistische Bericht „Statistik der Adoptionen“. Weiterführende Informationen bietet die Themenseite „Adoptionen und Sorgerecht“ des Statistischen Bundeamtes.

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Kinder- und Jugendhilfe

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2023: Fast drei Viertel der Adoptivkinder von eigenen Stiefmüttern oder -vätern angenommen (2024)

FAQs

Wie alt dürfen Adoptivkinder sein? ›

Ehepaare, von denen mindestens einer das 25. und der andere das 21. Lebensjahr vollendet hat, sowie Einzelpersonen über 25 Jahre können ein minderjähriges Kind adoptieren. Eine gesetzlich festgelegte Höchstaltersgrenze existiert nicht.

Was brauchen Adoptivkinder? ›

Mit Geduld, Feingefühl und Offenheit helfen Sie Ihrem Kind, sich in Ihrer Familie geborgen zu fühlen und eine Bindung aufzubauen. Ihr Kind braucht das Gefühl, dass Sie hinter ihm stehen – auch, wenn es schwierig wird. Dafür ist es wichtig, dass Sie selbst in Ihren Gefühlen und Ihrem Handeln gefestigt sind.

Was ist eine Fremdadoption? ›

Fremdadoption. Fremdadoptionen sind in der Regel sogenannte Volladoptionen. Dabei erlöschen sämtliche Rechtsbeziehungen zur Herkunftsfamilie. Zwischen Adoptivkind und Herkunftsfamilie existiert also kein Verwandtschaftsverhältnis mehr.

Kann man Geschwister zur Adoption freigeben? ›

Leibliche Eltern, Großeltern oder leibliche Geschwister des Adoptierten können einen Antrag auf Herausgabe von Informationen stellen, haben aber grundsätzlich keinen Rechtsanspruch auf die Herausgabe von Informationen über Familienmitglieder, die zur Adoption freigegeben wurden.

Welche Kinder werden in Deutschland zur Adoption freigegeben? ›

In der Regel werden nicht ältere Kinder, sondern Babys zur Adoption freigegeben. An sich gibt es aber hierfür keine Altersgrenze. Die Adoptionsverfahren sind streng reglementiert, die annehmenden Eltern müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen und eine Eignungsprüfung bestehen.

Wie viel kostet ein Kind adoptieren? ›

Wie viel kostet eine Adoption? Eine Adoption im Inland kostet zwischen 100 und 200 Euro, wenn das Kind in Deutschland geboren wurde. Auslandsadoptionen fallen dagegen deutlich teurer aus. Hier sollte man mit Gesamtkosten zwischen 10.000 und 15.000 Euro rechnen.

Welche Probleme haben Adoptivkinder? ›

Adoptivkinder, so die Forschung, leiden häufiger an psychischen Beschwerden, haben öfter Schulschwierigkeiten, fallen auf durch Hyperaktivität, entwickeln überdurchschnittlich häufig Bindungsstörungen. Der Psychologe und Familientherapeut Heinz Münger hat seit über 30 Jahren mit Adoptiv- und Pflegekindern zu tun.

Wie verhalten sich Adoptivkinder? ›

Das aggressive Verhalten eines Adoptiv- oder Pflegekindes kann sich gegen Menschen, Tiere und Sachen richten, es kann gewollt oder ungewollt sein. Aggressives Verhalten kann entstehen aus dem Gefühl der Macht, aus dem Gefühl der Ohnmacht oder einfach daraus, dass das Kind kein anderes Verhalten kennt.

Wann darf man nicht adoptieren? ›

Eine gesetzliche Altersgrenze für Adoption gibt es nicht

Wer in Deutschland ein Kind adoptieren möchte, muss mindestens 25 Jahre alt sein - so steht es im Bürgerlichen Gesetzbuch. Eine Obergrenze für die Adoption kennt das Gesetz nicht, dennoch sinken die Chancen ein Kind zu adoptieren mit steigendem Alter.

Ist ein Adoptivkind ein Stiefkind? ›

Bei einer Stiefkindadoptionen wird das leibliche Kind der Partnerin oder des Partners adoptiert. Durch die Adoption wird Ihr Stiefkind aus rechtlicher Sicht zu Ihrem Kind. Sie tragen dann für das Kind genauso Verantwortung wie für ein leibliches Kind.

Was ist eine inkognito Adoption? ›

Inkognitoadoption. Die Wünsche der leiblichen Eltern werden bei der Auswahl der Adoptiveltern mitberücksichtigt und sie erfahren einige Daten von diesen ( z.B. Alter, Beruf, Dauer der Ehe, Anzahl der Kinder). Sie erhalten jedoch weder die Adresse noch den Namen der Adoptiveltern.

Was versteht man unter einer schwache Adoption? ›

Die Annahme einer erwachsenen Person erfolgt in der Regel als sogenannte schwache Adoption. Dadurch entstehen familienrechtliche Beziehungen ausschließlich zwischen den Adoptiveltern oder dem Adoptivelternteil und der adoptierten Person, nicht aber zu den Verwandten der bzw. des Annehmenden.

Kann Oma Enkelkind adoptieren? ›

Das Kindeswohl steht an erster Stelle, alle beteiligten Elternteile müssen zustimmen, die Adoptiveltern müssen sich psychisch, gesundheitlich und wirtschaftlich für die Annahme eignen, etc. Der Altersunterschied ist allerdings nicht so wichtig. So können z.B. auch Großeltern ihre Enkelkinder adoptieren.

Wie kann man ein adoptiertes Kind ausfindig machen? ›

Die Adoptionsakten liegen bei dem Jugendamt, das die Adoption vermittelt hat. Auch bei der Suche nach den leiblichen Eltern werden Adoptivkinder und ihre Familien von Fachkräften der Adoptionsvermittlungsstelle begleitet.

Warum gibt man sein Kind zur Adoption frei? ›

Gründe für eine Adoptionsfreigabe kann es viele geben: psychische Krankheiten, eine schwierige finanzielle Situation, Gewalt in der Familie, fehlende Unterstützung im persönlichen Umfeld oder das Gefühl, durch ein Kind überfordert zu sein.

Kann man mit 43 noch ein Kind adoptieren? ›

Ein Höchstalter für Adoptiveltern gibt es nicht. Der Altersunterschied zum Adoptivkind sollte laut Bundearbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter jedoch einem natürlichen Abstand entsprechen.

Sind Adoptivkinder leibliche Kinder? ›

Es wird durch die Adoption in den Familienverbund der Adoptiveltern aufgenommen. Dadurch ist es auch mit den übrigen Verwandten der Adoptiveltern verwandt. Ein Adoptivkind steht den leiblichen Kindern der Adoptiveltern rechtlich vollständig gleich.

Wie lange muss man adoptiert sein um zu erben? ›

Wie lange muss man adoptiert sein, um zu erben? Es gibt hier keine Zeitgrenze. Ein Adoptivkind muss nur überhaupt adoptiert sein, um zu erben.

Kann man eine Adoption wieder rückgängig machen? ›

Kann man eine Adoption widerrufen? Die Annahme als Kind kann weder widerrufen noch angefochten werden. Möglich ist allein die Aufhebung der Adoption durch das Familiengericht. Diese Aufhebung kommt jedoch nur bei besonders schweren Mängeln in Betracht, die in §§ 1760, 1771 BGB geregelt sind.

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Author: Arline Emard IV

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